Die Jugend zurück im Rathaus - ein Highlight unserer Sommerfreizeit

Die Jugend zurück im Rathaus - ein Highlight unserer Sommerfreizeit

Die Jugend zurück im Rathaus - ein Highlight unserer Sommerfreizeit

# Kinder & Jugend

Die Jugend zurück im Rathaus - ein Highlight unserer Sommerfreizeit
Was letztes Jahr auf Ameland als spontane Frühstückswette begann, hat sich dieses Jahr fast schon wie eine Tradition angefühlt: Auch bei unserer Sommerfreizeit 2025 wollten wir uns nicht mit Lagerfeuer, Schlagerpartys und Volleyball zufriedengeben, wir wollten wieder ins Rathaus!

Und tatsächlich - ein Anruf im Rathaus, und wir hatten einen Termin. Ausgestattet mit Fragen, Neugier und einem selbstbemalten Jutebeutel saßen wir schließlich dem Bürgermeister von Tønder, Jørgen Popp Peters, gegenüber.

Daraus entstand ein offenes und spannendes Gespräch!

 

Zunächst hat uns der Bürgermeister einiges über Tønder erzählt: 

Das Gebiet gehörte von 1864 bis 1920 zum Deutschen Kaiserreich, weshalb hier eine deutsche Minderheit lebt. Viele Familien pflegen die deutsche Sprache und Kultur, und es gibt deutsche Schulen, Kindergärten sowie Pastoren in der Region.

Südlich der Grenze existiert eine dänische Minderheit. Tønder war früher eine bedeutende Hafenstadt, verlor jedoch durch Landgewinnung an Bedeutung. Die Region ist stark landwirtschaftlich geprägt, es gibt mehr Milchkühe als Einwohner. Im Ersten Weltkrieg befand sich hier ein Zeppelin-Standort, von dem heute ein Museum zeugt.

2006 wurde eine Kommunalreform durchgeführt, bei der mehrere kleinere Kommunen zu einer größeren zusammengeschlossen wurden, um Verwaltungsaufgaben effizienter zu gestalten und mit wirtschaftlichen Veränderungen Schritt zu halten. Während es in Südtondern noch viele Bürgermeister gibt, hat Tønder nur einen.

Wirtschaftlich spielt die Landwirtschaft eine große Rolle, insbesondere Milchvieh, Kartoffeln und Bioprodukte. Die Industrie ist ebenfalls stark vertreten, etwa in der Aluminiumverarbeitung, die unter anderem Bauteile für Tesla und BMW herstellt. Weitere wichtige Unternehmen produzieren Eierverpackungen aus Recyclingmaterial und Schuhe mit internationalem Vertrieb.

Der Tourismus wächst, vor allem auf der Insel Røm, die viele deutsche Besucher anzieht. In der Kommune leben etwa 1.700 deutsche Staatsbürger. Nach der Corona-Pandemie kam es zu einer verstärkten Zuwanderung Deutscher, oft aufgrund der besseren Corona-Bekämpfung in Dänemark.

Die Kommune beschäftigt etwa 3.500 Mitarbeiter, die in Bereichen wie Kinderbetreuung, Schulen, Pflege und Altenheimen tätig sind. Die öffentliche Hand ist hier sehr präsent und sorgt für umfassende soziale Dienstleistungen. 


Was sind Deine politischen Ziele beziehungsweise Leitgedanken und gibt es eine Partei, der Du angehörst?

Ich bin Mitglied der Schleswigschen Partei (SdP), die die deutsche Minderheit in Dänemark vertritt. In der Kommunalpolitik geht es bei uns weniger um große Ideologien, sondern mehr um Zusammenarbeit, Pragmatismus und Vertrauen. Mein politischer Leitgedanke ist, stabile Verhältnisse zu schaffen, offen zuzuhören und gemeinsam mit dem Stadtrat nachhaltige Lösungen für die Menschen hier vor Ort zu finden. Ich bin seit 2009 im Stadtrat und seit vier Jahren Bürgermeister. Als ich das Amt übernommen habe, war die politische Situation sehr angespannt – mein Ziel war es, wieder eine konstruktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

 

Was ist Dein persönlicher Lieblingsort in Tønder?

Mein Lieblingsort ist tatsächlich mein Zuhause, der Bauernhof, auf dem ich lebe. Dort bin ich aufgewachsen. Die ländliche Umgebung, die Ruhe und der weite Blick nach Westen mit dem Wind, das bedeutet für mich Heimat.

 

Was sind die größten aktuellen Herausforderungen in Tønder?

Eine große Herausforderung ist die demografische Entwicklung. Viele junge Menschen ziehen nach dem Schulabschluss weg, für Ausbildung oder Studium und nur wenige kehren zurück. Gleichzeitig gibt es weniger Geburten. Wir versuchen, durch neue Ausbildungsangebote, Arbeitsplätze und attraktiven Wohnraum gegenzusteuern. Auch der Fachkräftemangel ist spürbar, gerade im sozialen Bereich.

 

Was sind die aktuellen Zukunftspläne für Tønder, gibt es Ideen für bestimmte Projekte oder ähnliches?

Ja, wir arbeiten an mehreren Zukunftsprojekten. Ein Schwerpunkt liegt auf erneuerbaren Energien, hier wollen wir Vorreiter sein. Außerdem fördern wir Aus- und Weiterbildungsangebote, etwa in Pädagogik oder digitalen Berufen. Auf der Insel Rømø war ein großes Hotelprojekt geplant, das jedoch wegen Umweltbedenken nicht umgesetzt wurde. Dennoch bleibt der Tourismus ein wichtiges Thema, besonders mit Blick auf unsere vielen Gäste aus Deutschland.

 

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag von Dir aus?

Ich starte früh, meist mit Kaffee auf dem Hof. Ich bin ja auch noch Landwirt, also bleiben die Wurzeln im Alltag erhalten. Dann fahre ich mit dem Fahrrad 14 Kilometer bis zum Rathaus. Der Tag ist voll mit Terminen, Sitzungen, Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern oder der Verwaltung. Als Bürgermeister leite ich Ausschüsse, bereite politische Sitzungen vor und vertrete die Kommune auch bei Veranstaltungen, gelegentlich sogar mit königlichem Besuch. Es ist ein 24/7-Job, aber ich mache ihn sehr gern.

 

Was bedeutet für Dich die deutsch-dänische Freundschaft? (Partnerschaften, Projekte etc.)

Sehr viel. Ich selbst bin Teil der deutschen Minderheit, meine Kinder haben deutsche Schulen besucht. Die friedliche Koexistenz in dieser Grenzregion ist etwas Besonderes. Es gibt viele Partnerschaften, gemeinsame kulturelle Projekte und ein enges Miteinander. Diese Freundschaft ist ein Vorbild, nicht nur für unsere Region, sondern für Europa. Sie zeigt, wie gegenseitiger Respekt und Zusammenarbeit über Grenzen hinweg funktionieren können.

 

Was war Dein Lieblingsfach in der Schule?

Geografie – ich fand es spannend, wie man die Welt verstehen kann. Ich denke, das hat auch etwas mit meinem Interesse an Struktur, Landnutzung und ländlicher Entwicklung zu tun.

 

Was ist Deine Lieblingseissorte?

Ich mag Softeis sehr gern, am liebsten mit Fruchtgeschmack.


Was würdest Du tun, wenn Du einen Tag König von Dänemark wärst?

Eine Fahrt mit dem königlichen Schiff durch die ganze Kommune, das würde ich machen! Einfach durch die Region schippern, mit Menschen sprechen, Orte besuchen, die sonst nicht im Fokus stehen.

Wir hatten hier in Tønder öfter Besuch von der Königsfamilie. Königin Margrethe war regelmäßig da, sie hatte eine starke Verbindung zur Region. Jetzt ist König Frederik auf dem Thron. Ich finde, er macht das sehr gut. Die Monarchie hat bei uns einen hohen Stellenwert, sie steht für Zusammenhalt und für die Verbindung von Tradition und Moderne.

Wenn ich König wäre, würde ich den Tag nutzen, um nicht nur Repräsentation zu zeigen, sondern auch mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen, gerade mit denen, die sonst vielleicht nicht gehört werden. Und ja, mit dem Schiff fahren.

 

Also hast du die Königsfamilie auch schon mal persönlich kennengelernt?

Ja, ich hatte schon mehrfach die Gelegenheit, Mitglieder der Königsfamilie persönlich zu treffen, bei offiziellen Besuchen in unserer Kommune. Besonders Königin Margrethe war früher oft in Tønder und der Umgebung. Und ja, ich habe auch einmal mit König Frederik zu Abend gegessen, das war ein ganz besonderer Moment.

Das fand damals auf Schloss Schackenborg statt, das liegt in Møgeltønder, ganz in der Nähe. Die Königsfamilie hat eine lange Verbindung zu diesem Schloss, es war lange im Besitz von Prinz Joachim, dem Bruder von König Frederik. Das Schloss ist ein sehr schöner Ort mit viel Geschichte, und wenn dort offizielle Empfänge stattfinden, darf ich als Bürgermeister manchmal dabei sein.

Diese Begegnungen sind immer sehr respektvoll und feierlich, aber gleichzeitig auch erstaunlich offen und menschlich. Es zeigt, dass die Königsfamilie wirklich Interesse an der Region und den Menschen hier hat, das macht Eindruck. 

Von Lea Adam

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